Woche der Demokratie: Ausstellung des Städt. Gymnasiums und des August-Ruf-BIZ im Rathaus
„Erinnern ist nicht genug“ – so hat die AG des Ettenheimer (Städtischen) Gymnasiums „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ ihre Ausstellung überschrieben, in der sie sich mit ihrer Schule zu Zeiten des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1940 befasst. Sowohl die Ausstellung selbst, die über das Stadtfest-Wochenende im Bürgersaal zu sehen war, erst recht die Vernissage hierzu am Freitagabend bewies eindrucksvoll, wie intensiv, ernsthaft und feinfühlig sich die 16 Schülerinnen und Schüler mit ihren beiden Lehrkräften Andrea Morand und Mira Kovacevic in diese Thematik vertieft haben. Ihre Ausstellung, bei der gleichzeitig auch einige Plakate zur Thematik der gleichnamigen AG am August-Ruf-Bildungszentrums zum Nachdenken anregten, wurde unterstützt von der Ettenheimer Bürgerstiftung.
In der Zeit vom 28. Mai bis 6. Juni wird es im Gymnasium an der J.-B.-von-Weiß-Straße mehrere Aktionen zur Thematik geben - und vom 30. Mai bis 5. Juni jeweils von 15 bis 16 Uhr wird die Ausstellung im Foyer der Schule für die Öffentlichkeit zugänglich sein. „Das richtige Thema zur richtigen Zeit“, befand Gunnar Weidner als Stellvertretender Schulleiter in seinen Begrüßungsworten zu Beginn der Vernissage. Anständig miteinander umgehen, Ausgrenzung von Menschen vermeiden, das beginne eben auch schon im schulischen Alltag. Die Ausstellung füge sich treffend in die gesamte Woche der Demokratie ein und knüpfe nahtlos an die morgendliche Kundgebung mit rund 1100 Schülern auf dem Espenparkplatz an.
Die gesamte Vernissage wurde von den AG-Schülerinnen und -schülerinnen gestaltet – von der Moderation bis hin zu den Text- und Musikbeiträgen, denen die Besucher aller Altersstufen tief beeindruckt lauschten und anschließend empathisch mit Applaus bedachten. Zu Beginn ihrer Arbeit an der Thematik hatte Margret Oelhoff die AG-Mitglieder bei einer Stadtführung anhand der Stolpersteine in die Geschichte der jüdischen Mitbürger vor deren früheren Wohnhäusern eingeführt und ganz offenbar deren Interesse geweckt. Die Schüler hatten sie gebeten, ihr (Oelhoffs) jugendliches Interesse, ihre Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Juden, ihre späteren Kontakte zu diesen Familien auch im Rahmen dieser Ausstellung zu skizzieren. Sie habe selten so interessierte Schülerinnen und Schüler wie in dieser AG erlebt, zeigte sich Oelhoff beeindruckt. Sie sei sicher, dass der Funke, aus diesen schlimmen Zeiten die Lehren gerade auch für die Jetzt-Zeit zu ziehen, übergesprungen sei.
Diesen Eindruck bekam man bei dieser Vernissage in der Tat, und zwar beeindruckend. Da berichteten die Jugendlichen von ihren Auseinandersetzungen mit dem Buch „Die Nacht“, in dem der jüdische Schriftstellers und Nobelpreisträger Elie Wiesel von seinen Holocaust-Erlebnissen berichtet; von der erschütternden Autobiographie von Hedy Epstein, die als Schülerin die fürchterliche Erfahrung mit einem judenfeindlichen Lehrer machte; die Niederschrift einer AG-Schülerin mit ihren sprachlich beeindruckenden eigenen Gedanken zum Recht auf Freiheit, von Zivilcourage, von der Krise der Demokratie, von ihrer Erkenntnis „Demokratie lebt von uns“. Ein Schüler hatte seine Gedanken über „Freiheit als Thema der Gegenwart“, seine Sichtweise, dass die Erinnerung als Grundlage dienen müsse, „dass so etwas nie wieder passiert“, in ein Gedicht gefasst. Immer wieder wurden die Wortbeiträge durch musikalische Beiträge verschiedener Art (Gesang, Flügel, Rhythmus und Klang) ergänzt.
Auf den Tafeln an den Stellwänden werden beispielsweise die Namen jüdischer Schüler „an unserer Schule“ aufgelistet, berichten von der Auseinandersetzung der Jugendlichen mit Judith Kerrs Roman „Als Hitler das rosarote Kaninchen stahl“, mit Ödön von Horaths „Jugend ohne Gott“ oder Michael Hanekes Film „Das weiße Band“, vom jüdischen Leben in Ettenheim, Altdorf und Kippenheim.